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17.
Januar 2025

S. Krewinkel: Ausverkauf – Delisting-Welle geht weiter

Mehr als 20 Unternehmen haben sich allein 2024 von der Börse zurückgezogen. Ein Ende der Delisting-Beschlüsse ist nicht in Sicht. Als überzeugtem Börsianer kann einem da schon einmal die Hutschnur platzen. Ein perfektes Thema also für Stefan Krewinkels neuen Stammtisch.

(Foto: BankM AG; pixaby.com | FelixMittermeier)

Frohes Neues Jahr. Unsere Unternehmen liegen auf dem Grabbeltisch und einige werden verramscht.

Encavis, Compugroup, Covestro, Evotec, About You, Co-Bank, Nexus und SNP sind börsennotiert. Es gibt offizielles Zahlenwerk und wer rechnet und die heutigen tiefen Börsenkurse günstig findet, macht halt mal ein Übernahmeangebot. Das ist einfacher als nach irgendwelchen nicht gelisteten Hidden Champions zu suchen, diese dann zu bewerten und anschließend mit dem Eigentümer zu verhandeln.

Lufthansa musste mit dem Staat verhandeln, da ITA nicht börsennotiert ist und Wettbewerbsauflagen der EU akzeptieren. Selten genug, wo Wettbewerb hier gerne unfair genannt und mit Subventionen bekämpft wird.

Um die Vernichtung von Arbeitsplätzen zu verhindern.

Und dadurch den Verbrauchern tiefere Preise vorzuenthalten. Kennt eigentlich irgendjemand jemanden, der nicht meint, dass der Staat oder die EU sich auf mehreren Gebieten mehr zurückhalten sollte?

Kommt jetzt wieder die übliche Jammerei über zu hohe Steuern, zu teure Energie und zu viel Bürokratie?

Nun, der Europa-Chef von ExxonMobile hat neulich erläutert, dass Exxon zwischen 2022 und 2027 weltweit ca. 20 Milliarden Dollar in klimafreundliche Industrien investieren will. Davon allerdings nichts in Europa, weil die Bürokratie zu komplex sei und sich vor allem ständig ändert. Das Geld sei für den Klimaschutz anderswo besser angelegt, da außerhalb von Europa einfach mehr Geld für Forschung und Entwicklung übrigbleibe.

Exxon. Echt jetzt? Die Öl-Multis sind der Ursprung der CO2-Krise. Wer braucht die noch?

Der Rest der Welt vielleicht? Und die Jammerei ist wohl doch berechtigt, wenn diese Gründe immer wieder hochpoppen. Aber wenn jemand vorschlägt, ein bisschen mehr Milei zu wagen, ist das Entsetzen groß.

Willst Du Ministerien schließen, Beamte entlassen oder Renten kürzen?

Argentinien kannst du nicht mit Deutschland vergleichen. Renten kürzen geht hier nicht. Señor Milei hat aber Inflation und Staatsausgaben zurückgefahren und plant für 40.000 Beamte nochmalige Eignungsprüfungen.

Da spricht nix gegen. Steuerzahler dürfen Qualität am Schreibtisch erwarten und nicht irgendwelche Leute, die über Vitamin B oder so ihren Posten bekamen. Hier kann ja jeder über eine Parteiliste Minister werden.

Du auch. Versuch es doch, anstatt rumzumeckern.

Meckern muss erlaubt sein, weil der Staat uns immer weniger vom Netto überlässt. Mir egal, ob das Steuern oder Gebühren sind, von meinen Einnahmen bleibt immer weniger übrig. Dieses Jahr sind Grundsteuer und CO2-Abgabe schon gestiegen. Und bei den ebenso schon gestiegenen Krankenkassenbeiträgen wollen sie noch mehr über die Zinsen reinholen, während der öffentliche Rundfunk dies vor Gericht versucht. Wie soll der Konsument da zur Wachstumslokomotive der Konjunktur werden?

Das wird eher nix, weil die Arbeitgeber weitere Entlassungen angekündigt haben, während der Staat dank dieser höheren Gebühren zu seinen Rekordeinnahmen kommt und dadurch die Inflation weiter anheizt.

Ryanair wird seine Flotte zum Großteil wegen der hohen Flughafengebühren in Länder mit tieferen Kosten verlegen, um dort Geld zu verdienen, weil sie hier keine wettbewerbsfähigen Preise mehr anbieten können.

Schlecht für uns Bürger, aber die Lufthansa und Teile der Politik freut’s, weil Fliegen noch teurer wird.

Ich befürchte, das wird ein böser Wahlkampf. Schuldenbremse, Inflation, CO2- und GEZ-Beitrag, Ukraine und Flüchtlinge. Genug Diskussionsstoff und Fettnäpfchen für Medien und Politiker in den nächsten Tagen.

Immerhin versprechen sie uns jetzt, dass sie verstanden haben und es wieder besser wird. Wahlkampf halt.

Nicht meckern, sondern wählen gehen. Am Vertrauen in die Politik leidet die Gesellschaft und, wie man an den Börsenkursen sehen kann, viele Mittelständler. Auch die nicht börsennotierten.

Irgendwer müsste mal eine Liste von Unternehmen, die Übernahmekandidaten wären, zusammenbasteln.

Nur zu, versuch dein Glück. Früher gab es dafür jede Menge Analysten, heute nicht mehr so viele. Und von den Anlegern, die es tatsächlich selber tun, werden wohl nur wenige einen Gewinn erzielen, wenn ein Kurs von 70€ auf 14€ gefallen ist, die Aktie dann bei 22€ übernommen und anschließend delistet wird. Da dürfte fast jeder Einstandskurs höher sein, da die meisten früher angefangen haben, zu kaufen. Noch eine Runde?

 

„What’s a Firesale?“

        Neulich war es Eddie Murphy in „Trading Places“

… und wer will hier dazulernen?

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