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06.
Juni 2025

S. Krewinkel: Finanzplatz Europa – Mit neuer Diät zu mehr Attraktivität?

Tradition alleine gewinnt weder Spiele noch Kunden. Autos, die wie Elektrorasierer aussehen, möchte aber auch niemand. Genauso wie Fußballvereine und Automobilhersteller, ringen Börsenplätze um den richtigen Mix aus Tradition und Moderne. In seinem neuen Stammtisch sinniert Stefan Krewinkel darüber, wie der europäische Finanzplatz  im Wettbewerb an Attraktivität gewinnen kann.

(Foto: BankM AG; pixaby.com | FelixMittermeier)

Die neue Bundesligasaison wird dahingehend attraktiver, dass eine Kapazität von 100.000 Zuschauern eine von 40.000 Zuschauern ablöst. Das gibt natürlich auch mehr Platz für Auswärtsfans her. Und in die zweite Liga steigt auch wieder Fußballhistorie auf.

Aber auch ab. Dieser Spruch von Traditionsvereinen, die in diese oder jene Liga gehören, sollte nicht als Mantra gelten. Von Titeln auf dem Briefkopf kannst du dir nix kaufen. Du musst regelmäßig deine Leistung abrufen, auch um gegen die sogenannten Kleinen zu bestehen. Siehe Kiel, Heidenheim und Elversberg.

Das gilt nicht nur beim Fußball, sondern immer und überall. BYD verkaufte erstmals mehr E-Karren in Europa als Tesla. Und dabei sind Hybride noch nicht einmal mitgezählt.

Abgesehen davon, dass Herr Musks Image als Präsidentenberater viele potentielle Käufer verärgerte, sind Teslas vom Design her wirklich nicht mehr State of the Art. Da besteht durchaus Modernisierungsbedarf.

Wie gesagt, das gilt immer und überall. Es gibt auch schon Stimmen, die vom Apple-Peak sprechen.

Das muss nix heißen, früher warnten sie vor Peak-Oil und jetzt widerruft die EU bald das Verbrenner-Aus.

Und bewirbt die Investment- und Savings-Union als Nachfolger der Kapitalmarktunion. Die ist anscheinend so modern, dass es dafür noch keinen deutschen Namen gibt.

Egal ob deutsch oder englisch. Die EU verliert für viele Unternehmen gerade an Reiz. Deswegen setzt sie einige jahrelang gefütterte Bürokratiemonster wie das Unbundling, das Lieferkettengesetz und den Carbon Border Adjustment Mechanism auf Diät. Und die Kapitalmarktunion wurde neu ausgerichtet, weil sie jetzt wissen, dass die Rahmenbedingungen wie Insolvenz- und Steuerrecht vorher harmonisiert sein müssen.

Hömma, die haben seit Jahren keine einheitliche Sommerzeitregelung hinbekommen und plappern schon ebenso lange von einem EU-weiten Verteilungsmechanismus für Flüchtlinge. Zudem gibt es Stimmen, die das Renteneintrittsalter aus Wettbewerbsgründen innerhalb der EU harmonisiert sehen wollen.

Stimmt alles. Und spricht nicht für die Brüsseler Behörden, die nicht im Wettbewerb stehen, sondern in der Ansicht vieler Bürger über allem. Immerhin stehen die Finanzplätze jetzt wieder im Wettbewerb, da es ja so aussah, als würden Frankfurt und Paris versuchen, die Kapitalmarktunion als Führungstandem umzusetzen.

Der Finanzplatz Frankfurt ist mittlerweile Fliehkräften gegenüber Paris, London, Amsterdam sowie anderen europäischen Finanzplätzen ausgesetzt, als auch gegenüber lokalen wie München, Hamburg oder Stuttgart.

Wettbewerb ist okay, wenn die Spieße gleich lang sind. Tatsächlich geht es aber um den Industriestandort Deutschland. Und da ist ein starker Finanzplatz von Vorteil. In London unterstützt die Politik wie in Paris und Amsterdam die Branche, während Berlin sich von Brüssel an der Nase rumführen lässt, um den Finanzplatz in diese Investment- und Savings-Union zu begleiten. Es geht denen anscheinend bloß darum, Zugriff auf die deutschen Ersparnisse für die Finanzierung der Transformation zu erhalten.

Das ist aber eine skeptische Ansicht. Allerdings sollte mal über eine Zusammenführung des Aktienhandels nachgedacht werden, da eine Zersplitterung von Liquidität niemandem dient. Es spricht eher nix gegen ein gemeinsames Computerhandelssystem für Aktien, das auf XETRA oder Euronext aufbaut. Das kannst du EURONEXTRA oder so nennen und schön von 1 Uhr morgens bis 23 Uhr nachts für jeden, der es braucht, laufen lassen und eine offizielle Periode von 9 bis 17 Uhr einbauen, in der es Kurse für den Berufshandel gibt und er seine Orders ausschließlich platziert. Der Rest sind außerbörsliche Preise für den Hobbyhandel.

Du kannst deine Kumpels von der Reklame-Uni nochmal ranlassen und das Hard- und Soft-Session nennen.

Könnte man, wobei das eher nicht Prio 1 ist. Liquidität sollte aber tatsächlich immer gebündelt werden. Nur wird dann die bestehende Infrastruktur der Handelsplätze und Regionalbörsen im Aktienhandel zerstört.

Zumindest gestutzt. Und wenn sie sich dann um die Verteilung der Derivate kloppen, wird es hässlich.

Mit hässlichem Rumpelfußball kannst du Meister werden, was besonders Hardcore-Fans gut finden dürften, während du mit attraktivem Hurrafußball absteigen kannst, was denselben Anhängern dann nicht so gefallen sollte. Das neutrale Publikum weiß hingegen, dass es auf den richtigen Mix ankommt. Noch eine Runde?

 

„Modern cars … they all look like electric shavers.“

      Neulich war es Captain Kirk in „Star Trek“

… und wer bemängelt hier modernes Design?

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