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15.
August 2024

S. Krewinkel: StaRUG – Neuer Stern am Kapitalmarkthimmel oder Sternschnuppe kurz vor dem Verglühen?

„Hömma, dat is doch ’ne Riesensauerei.“ In seinem aktuellen Stammtisch nimmt sich Stefan Krewinkel das umstrittene Gesetz in launiger Manier zur Brust.

(Foto: BankM AG; pixaby.com | FelixMittermeier)

Hömma, dat is doch ’ne Riesensauerei, was die mit den VARTA-Aktionären vorhaben. Die wollen das Grundkapital im Rahmen eines Kapitalschnitts auf Null setzen und die Notiz einstellen. Die Position wird somit im Depotauszug als wertlos ausgebucht, während der Großaktionär neues Kapital zeichnen darf und dadurch anschließend zum Alleineigentümer wird. Das macht dieses neue StaRUG-Gesetz möglich.

Entschieden ist noch nix. Im Moment sind drei Konzepte bekannt, von denen eins eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht beinhaltet. Bei den beiden anderen geht es tatsächlich in Richtung Leoni, wo die Notiz nach Kapitalschnitt auf Null eingestellt wurde und die Altaktionäre sich anschließend nicht mehr an der deutlich von Schulden befreiten Gesellschaft beteiligen durften, während der Großaktionär Alleineigentümer wurde, weil er als Einziger neues Eigenkapital einzahlen durfte. Das ist natürlich ungerecht.

Unrecht ist es erstmal nicht, aber es hinterlässt einen unfairen Nachgeschmack. Wobei dieses neue Gesetz die Möglichkeit des Bezugsrechtsausschlusses ausdrücklich zulässt. Das muss irgendjemand, für wen auch immer, propagiert und durchgedrückt haben. Obwohl es gegen das One Share, One Vote-Prinzip verstößt.

Tut es das? Nach Kapitalschnitt ist eher mal No Share angesagt. Keine Aktie, keine Rechte.

Und vor Kapitalschnitt? Du kannst die Aktionäre doch nicht ungleich behandeln.

Im Moment darfst du es aber, sogar gerichtlich abgesegnet. Es ist deswegen tatsächlich angebracht, diesen Passus im Gesetz zu überprüfen. Es sieht hier nach solch Hinterzimmerabsprachen aus, wie wir sie von der EU kennen und nicht lieben gelernt haben.

Selbst wenn, die großen Gläubiger treffen sich bis dahin weiterhin im Kaminzimmer und kungeln ihren jeweiligen Verzicht aus. Der Kapitalschnitt auf Null dürfte eine Kernforderung sein, weil das Eigenkapital nunmal haftet. Und neues Eigenkapital muss ja anschließend irgendwo herkommen.

Und warum erhalten die Altaktionäre kein Bezugsrecht? Sie müssen doch zumindest die Möglichkeit haben, in der nunmehr entschlackten Gesellschaft wieder investieren zu können und dürfen. Die anderen, die einen „haircut“ akzeptieren, erhalten doch auch einen Besserungsschein.

Nicht immer, aber das Recht sollten die Aktionäre wirklich bekommen. Deswegen ist die Diskussion um eine Nachbesserung des Gesetzes nötig, wobei die Kleinaktionäre keinen direkten Ansprechpartner haben. Bei einer GmbH geht das schnell. Banken, Lieferanten und wer sonst noch dazu gehört setzen sich zusammen, streichen hier und da, vereinbaren eventuell einen Besserungsschein, schreiben alles auf einen Bierdeckel und gehen damit zum Richter. Der nickt und stempelt das ab. Zack, zack, keen Zick für Blödsinn. Insolvenz vermieden; und das womöglich, ohne dass es draußen einer mitbekommt.

Ja, da macht das Gesetz eher Sinn. Jeder kennt sich und weiß, was auf dem Spiel steht. Und wenn einer rumzickt, kann er mit einer 75% Mehrheit der Gläubiger überstimmt werden. Aber die Kleinaktionäre kennt doch keiner, weil das in der Regel Inhaberaktien sind. Wer soll die wie, mit welchem Angebot, adressieren?

Das geht schon, kostet aber Zeit. Eine SPD-Mitgliederbefragung hat mal über einen Monat gedauert. Online.

Na und? Großaktionäre, die die Meldeschwelle überschritten haben, sind bekannt und werden zuversichtlich direkt in die Pokerrunde eingeladen. Für andere Aktionäre bildeten sich Gruppen von Interessenvertretern, die jeder, der ein bisschen aktiv agiert, findet, um sich vertreten zu lassen. Da geht‘s dann halt um Fristen.

Und wer vertritt ETFs? Das ist nicht gut für die Aktienkultur. Wer kauft denn jetzt noch Turnaroundwerte?

Genau, wer soll denn jetzt noch BayWa kaufen? Da droht doch auch ein Kapitalschnitt mit Notizeinstellung.

Ich schätze, das trauen sie sich nicht. Herr Söder wird wohl kaum die gesamte bayerische Landwirtschaft verärgern wollen. Da wird eher etwas anderes zusammengebastelt. Durchaus mit Kapitalherabsetzung und anschließender Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht. Aber ein Kapitalschnitt auf Null dann wohl doch nicht.

Darauf eine neue Runde Bier. Von denen habe ich spekulativ Aktien gekauft. Und zwar die Namensaktien.

 

Who? In which movie?
„Blue horseshoe loves Anacott Steel“
Probably too easy?

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