
S. Krewinkel: Pillars of Heaven – Assets and debt
An imminent economic upturn or the path to a new global economic crisis? Stefan Krewinkel’s new regulars’ table is busy discussing the possible consequences of the measures planned by the black-red negotiating group. In the end, the pillars of the sky are shaking. No horseshit (German only).
(Foto: BankM AG; pixaby.com | FelixMittermeier)
Herr Lindner hat die Schuldenbremse immerhin drei Jahre lang verteidigt, Herr Merz nicht ganz so lang.
Infrastruktur und Bundeswehr sind marode. Der Staat braucht frisches Geld, um aktiv handeln zu können.
Hat er doch, anstatt aber Prio 1 auf Sonderschulden zu legen, müsste er bloß Sparpotentiale identifizieren.
Die gibt es ohne Ende, tun aber weh. Dann lieber Geld als Pflaster benutzen, dann ein zweites Loch in den Bug der Titanic hauen und hoffen, dass das Wasser dadurch wieder abfließt. Andererseits liegen rund neun Billionen Euro unproduktiv auf deutschen Konten rum, die für Investitionsvorhaben zur Verfügung stünden.
Ob die unproduktiv auf den Konten rumliegen, ist Sache der Kontoinhaber. Die Bürger sind wohl mit Recht skeptisch, dass die zu finanzierenden Infrastrukturprojekte wieder mal schlecht kalkulierter Unfug wie neue Verkehrsknotenpunkte in Berlin und Stuttgart oder die Opernhäuser in Hamburg und Kölle sind.
Da gab es ja noch Schlimmeres. Zudem sind die Bürger auch skeptisch gegenüber den Politikeraussagen zur Rentenkasse. Das ist ein Swapgeschäft mit heutiger Einzahlung und Anspruch auf zukünftige Auszahlung, bei der der Swap-Partner in der Pflicht ist. Die Zahlungsströme waren jahrzehntelang vorauszusehen, wobei sie für Pensionszusagen nicht einmal Rückstellungen gebildet haben. Die sind nicht mal auf Sicht gefahren.
Deswegen wurde private Vorsorge ja auch immer propagiert. Und jetzt kommt als dritte Säule die Einführung eines dem 401k ähnelnden Konstrukts der USA in die Diskussion. Sogar EU-weit.
Was ist denn das?
Ein steuerfreies Anlagenkonto, in das auch der Arbeitgeber mit einzahlt. Das Wort steuerfrei ist wichtig, damit der Deutsche es akzeptiert. Der kauft und investiert in alles, was Steuervorteile bietet. Und damit hast du die kapitalgedeckte Altersvorsorge auf den Weg gebracht. Eine Säule, die wächst, während die Ansprüche aus der Rentenkasse peu à peu aus natürlichen Gründen schrumpfen werden. Muss man halt mal anleiern.
Wird der Franzose machen und wir übernehmen es dann. Hoffentlich ohne mit Ablaufgarantien oder ähnlich renditeminderndem Zeug wie bei Riester daran herumzudoktern.
Diesmal eher nicht. Die Banken werden in Berlin nicht mehr wie 2008 als das Problem angesehen, sondern wegen ihrer Finanzexpertise und besonders den neun Billionen Euro als Teil der Lösung.
Tatsächlich gibt es nur zwei Säulen. Vermögen und Schulden, die beide über den Zinseszinseffekt wachsen. Wer neue Schulden aufnimmt, erhöht diese Säule nebst Zinslast umgehend, während er durch Tilgung seine Restschuld und Zinslast verringert. Vermögen ist hingegen nicht nur Geld und wächst langsamer, da Ertrag in der Regel aus wirtschaftlichen Aktivitäten entsteht und erst dann die Vermögenssäule erhöhen kann.
Es gibt Stimmen, die fordern, beide Säulen durch Matching zumindest zu kürzen, da es unfair ist, wenn die Vermögenden ohne Tun immer vermögender werden, während die Verschuldeten im Hamsterrad hängen.
Das wird eventuell bald nicht mehr nur gefordert, sondern passieren. Dann gibt‘s eine neue Währung.
Ich denke, es ist unfair, wenn jemand Staatskohle ohne Tun kassiert. Aber wenn jemand daran geht, ist die Empörung immer groß. Wie wir es bei Herrn Musks Aktionen gegen NGOs gegenwärtig beobachten können.
So groß ist die gar nicht, die ist bloß laut. Unabhängig davon sind die Ausgaben des einen die Einnahmen des anderen. Sparmaßnahmen bremsen somit den Geldkreislauf, während Kredite diesen unterstützen und inflationsfördernd wirken. Wenn nämlich viel Geld in jahrzehntelang vernachlässigte Infrastruktur geballert wird, trifft die plötzliche Nachfrage auf ein unverändert knappes Angebot im Bausektor. Statt Wohnungen werden Brücken geplant, die Zinsen steigen, beide Säulen wachsen und eventuell auch die Konjunktur.
Und mit den zusätzlichen Rüstungsausgaben schaffen wir es sogar, aus der Verschuldung zu wachsen.
Glaub bitte nicht alles, was die Politik erzählt. Wenn sie warnt, ist es nie so schlimm, als wenn sie beruhigt.
So ist es wohl. Nun gut, wir haben weniger Schulden als andere Staaten, darum können wir nachziehen. Die Kohle wird in Infrastruktur und die Bundeswehr gesteckt, somit Kernbereiche des Staates, für die er Steuern erhebt. Aber wofür haben wir dann die letzten Jahrzehnte Steuern gezahlt? Und wo ist der Unterschied zur Weltwirtschaftskrise. Damals wurde doch auch in Aufrüstung und Infrastruktur investiert. Noch eine Runde?
„We really shook the pillars of heaven, didn‘t we, Wang?“
Neulich war es Edward Norton in „Fight Club“
… und wer verklärt hier seine Heldentaten?